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Interview mit Francois Akouta

Unternehmer mit Optimismus und Ehrlichkeit

An unserem Teamevent vom 19. Januar 2018 bekamen wir Besuch von François Akouta, dem Initiant und Leiter des Projektes, welches wir in Benin unterstützen. Daniel Bachmann hat die Chance genutzt, um ihm einige Fragen zu stellen und etwas mehr über sein Leben zu erfahren.

Ich habe Benin nun schon ein paar Mal besucht. Das Land, das für mich die Form eines Schleckstängels hat, ist ja sehr arm. In was für Umständen bist du aufgewachsen, in einer Stadt oder in einem Lehmhaus irgendwo im Busch?

Ich hatte das Vorrecht, in einer Stadt aufwachsen zu können, in Cotonou der grössten Stadt Benins.
Daniel hat die Form von Benin als Schleckstängel beschrieben, aber eigentlich ähnelt es eher einem Schlüssel. Diese Form beschreibt auch die Funktion unseres Staates in Westafrika sehr gut, da wir in Cotonou einen grossen Hafen haben und sehr viel Ware durch unser Land läuft. 
Aber jetzt nochmals zurück zur eigentlichen Frage. Ich bin in einer sehr bescheidenen Familie aufgewachsen. Wie schon gesagt eigentlich in der Stadt aber auch teilweise auf dem Land. Ich konnte ganz normal zur Schule gehen, danach habe ich eine Uni besucht und sehr viele verschiedene Projekte durchgeführt.

Was hat dich in deiner Kindheit am meisten geprägt? 

Gerade spontan kommt mir in den Sinn wie mich mein Vater einmal sehr stark bestraft hat. Ich hatte nur einmal gelogen und zwar eine ganz, ganz kleine Lüge (lacht). Mein Vater sagte: «Du wirst kein Mensch sein der lügt», und er hat mich wirklich stark bestraft. Aber zurückblickend finde ich es nichts Negatives, sondern etwas Positives. Denn es hat mich gelehrt, immer echt zu sein und meine Prinzipien nicht zu verlassen. Heute glauben mir sehr viele Leute und denken, ich bin eine vertrauenswürdige Person. 

Der aktuelle Präsident von Benin hat beschlossen, spezialisierte Richter im Land einzusetzen, um Handelsfälle sauber zu lösen und die Rechtssicherheit von Firmen zu verbessern. Du bist einer von dreien im ganzen Land, die in dieses Amt gewählt wurden. Das zeigt, dass du Werte wie Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit wirklich lebst.

Was liebst du an Benin, was begeistert dich an dem Land?

Wenn ich in diesem Zusammenhang an Benin denke, kommen mir immer ganz viele Sachen in den Sinn. Ich hatte die Chance, schon in viele verschieden Teile der Welt zu reisen. Wenn ich zurückkomme sage ich immer, dass sich die Sachen bei uns auch entwickeln sollen. Viele Leute wollen Präsident werden oder einen hohen Posten besetzen. Ich habe immer gesagt, dass ich lieber der Chef einer kleinen Ortschaft sein möchte, um dort einmal richtig aufzuräumen. Ich möchte in einer kleinen, überschaubaren Gemeinschaft etwas aufbauen, was eine effektive Wirkung erzielt.

Was macht dir Mühe? 

Früher war ich eine Person, die anderen die Schuld dafür gegeben hat was sie «falsch» machen. Das tue ich heute nicht mehr. 
Wir haben die französische Kolonie erlebt. Aus dieser Zeit haben wir sehr viel Theoretisches gelernt aber nichts Praktisches. Seit ich mit Schweizern in Kontakt bin, habe ich sehr viel über Projektmanagement und Pünktlichkeit erfahren. Und jetzt nerve ich mich manchmal über meine Angestellten, weil sie nie pünktlich sind (lacht). Ich hasse Verspätungen.

Wie bist du Unternehmer geworden? Wie bist du dazu gekommen, als Unternehmer selber zu gestalten?

Als Unternehmer muss man bereit sein. Ich habe eine Vision was ich erreichen möchte: Ich will Arbeitsplätze schaffen. Wenn man Stellen schaffen möchte, dann kann man nicht immer auf der Lohnliste von anderen sein. Man muss selber anfangen zu investieren und Sachen zu unternehmen. Ein gutes Beispiel dafür: Meine Mutter war Schneiderin und schon als kleiner Junge habe ich bei ihr mitgearbeitet. Danach bin ich die geschneiderten Sachen verkaufen gegangen. Das ist etwas, was mir geblieben ist. Immer habe ich etwas in meinem Leben gemacht wo ich als Unternehmer tätig war. Bei uns gibt es ein Sprichwort «Im Land der Blinden ist der, der nur ein Auge hat schon der König.», wenn ich auch nur ein Auge habe, bin ich schon ein König geworden.

Wenn wir noch von den Herausforderungen des Agrarprojekts sprechen: Was ist die grösste Challenge, wenn man in Benin einen Landwirtschaftsbetrieb aufbaut?

Für alle, die in Benin irgendwie unternehmerisch tätig sind oder werden möchten, gilt, dass Fremdfinanzierung fast nicht möglich ist. 
Aber jetzt spezifisch auf Landwirtschaftsunternehmen bezogen sind die grössten Schwierigkeiten Verpackungen und Maschinen, die nach guten Vorgaben produzieren und die internationalen Normen erfüllen, um ein Produkt überhaupt am Markt anbieten zu dürfen. Der Preis für die Maschinen ist viel zu hoch, da es eigentlich keine richtig guten Geräte sind. Und eine der grössten und schwierigsten Aufgaben ist es natürlich, fähige und zuverlässige Mitarbeiter zu finden. 
Eine meiner Aufgaben ist auch, in Firmen zu gehen und Unternehmer zu ihrer Mitarbeiterführung zu beraten. Bei internezzo habe ich etwas gesehen, was mich sehr berührt hat. Ich habe ein sehr gutes Arbeitsklima vorgefunden. Es gibt nicht den grossen Chef, der nur in seinem Büro sitzt und alle anderen herumkommandiert, sondern alle aus dem Team arbeiten als Gemeinschaft zusammen. Bei uns in Benin ist es leider meistens sehr schwierig, so ein Arbeitsklima zu erreichen. 

Ich würde dir gerne noch eine Frage zu einem Zitat von Martin Luther stellen, da ich weiss, dass du als engagierter Unternehmer mit christlichen Werten unterwegs bist. «Arbeite so, als ob beten nichts nützt und bete so, als ob du nicht arbeiten würdest»  ~Sinngemäss Martin Luther
Was geht dir bei diesem Zitat durch den Kopf oder was kommt dir dazu in den Sinn? 

Was ich zu dem denke? Bei uns gibt es auch so einen Ausdruck: «Bei allen Sachen, die sie sagen, machen sie es mit der Gnade oder der Hilfe von Gott.» Für mich persönlilch geht das eine nicht ohne das andere. Man muss alles Planen, man muss eine Vision haben, man muss sein finales Ziel vor Augen haben und Gott dafür um Hilfe bitten. Das Umgekehrte ist nicht gut. Wenn man sich einfach zurücklehnt, nichts tut und sagt, Gott macht das dann schon, dann wird dich Gott sicher nicht segnen. Aber wenn man sich wirklich Mühe gibt und dann Gott um Hilfe bittet, wird er das tun.

Vielen Dank für das Interview und die gute Zusammenarbeit im Landwirtschaftsprojekt. Warum wir schon so lange gemeinsam unterwegs sind, hat für mich viel damit zu tun, dass du auch tust, was du sagst. Ich vertraue dir, so wie der Präsident oder das Gericht dir vertraut und bin gespannt, was wir in Benin noch alles gemeinsam bewegen werden. 

Ich bin gegen «Hilfe» für Afrika aber ich bin dafür, dass man uns Afrikanern hilft, wenn wir uns selber helfen wollen. Und genau das macht ihr im Moment. Bei der Entwicklungshilfe geht es nicht darum, dass jemand kommt und sagt: «Helft mir!» Helft mir, aber helft mir bei dem was ich machen möchte und damit ich auch anderen helfen kann. Das ist meine Vision, wie die Entwicklungshilfe in Afrika sein sollte.  
 

Die Bilder zum Interview

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